Weißer Hirsch bezeichnet umgangssprachlich eine Gegend im Osten Dresdens, die durch ihre Lage oberhalb des Elbhanges an der Dresdner Heide - einem der größten Stadtwälder Deutschlands - und die geschlossene Villenbebauung zu den bevorzugten Wohngebieten gehört. Der statistische Bezirk Weißer Hirsch (Nr. 421) im Ortsamt Loschwitz umfasst eine kleinere Fläche und ergibt sich aus der kleinräumigen Gliederung zu Verwaltungszwecken. Bereits Mitte des 19. Jahrhundert kamen Sommerfrischler in den idyllischen (damaligen) Dresdner Vorort. Die erste größere Neubauwelle, die sogenannte Lahmann Konjunktur, setzte um 1890 mit dem Bau des Sanatoriums von Dr. Heinrich Lahmann ein. Bis zur Jahrhundertwende entstanden Häuser im Schweizerstil, Villen mit Fachwerk in den oberen Geschossen, Türmchen und Zieraten, aber auch Klinkerbauten. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es einen zweiten Bauboom. Aus dieser Zeit stammen die eleganten Jugendstilvillen sowie Häuser, die der Reformbewegung und der Neuen Sachlichkeit zuzurechnen sind. Einer der bedeutenden Architekten, die in dieser Zeit das Erscheinungsbild vom Weißen Hirsch prägten, war Max Herfurt.
im Osten der Landeshauptstadt auf Neustädter Elbseite
Wohngebiet
fast alle Gebäude saniert, nahezu kein Leerstand
Villenviertel mit geschlossener Bebauung, Grundstücke teilweise mit größeren Gartenanlagen; ehemaliges 36.000. m² großes Sanatoriumsgelände, heute exklusiver Wohnpark (Dr. Lahmann Park); kleiner Park mit Obelisk und Pergola (Blombergblick/Friedensblick); Bergstation der Standseilbahn, Parkhotel Weißer Hirsch; rekonstruiert: Chinesischer Pavillon, Konzertmuschel auf dem Konzertplatz Weißer Hirsch
Jahrhundertwende
Gründerzeit
Jugendstil
Klassische Moderne
Bauhaus/Neue Sachlichkeit
Heimatschutzstil
seit 1572 nachgewiesen, Entwicklung zum Villenvorort in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, Aufschwung zur Jahrhundertwende;
weiterführende Informationen zur Geschichte des Stadtviertels hier
19. Jahrhundert,
20. Jahrhundert,
21. Jahrhundert
Der Seifenfabrikant Maximilian Ludwig Küntzelmann gilt als Begründer der Villenkolonie Weißer Hirsch und gab die Anregung zur Anlage des gleichnamigen Waldparks. 1875 erhielt der Weiße Hirsch den Namenszusatz „klimatischer Kurort“, nahm eine wechselvolle Entwicklung und wurde 1921 zwangseingemeindet. Vor allem durch die Aktivitäten des Arztes Heinrich Lahmann, dessen Behandlungsangebot auf die damals in Mode gekommenen Naturheilverfahren (diätetisch-physikalische Methode) ausgerichtet war, hatten sich mittlerweile viele Geschäfte und Cafés angesiedelt, und durch den Bau zahlreicher Villen entstand eine gehobene Wohngegend. Obwohl der Weiße Hirsch nicht zuletzt durch Lahmanns Sanatorium Weltruhm erlangte, kam der Kurbetrieb durch den Ersten Weltkrieg zum Erliegen. Erst Anfang der 1930er Jahre gewann der Kurort durch Eröffnung und Betrieb des Luft- und Schwimmbades in Bühlau und des Golfplatzes in der Dresdner Heide sein Ansehen zurück und war nun insbesondere bei Industriellen, Künstlern und UFA-Stars beliebt. Aber bereits mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden die Sanatorien als Lazarette genutzt, für Zivilisten konnten keine Therapien mehr angeboten werden. Das Lahmannsche Sanatorium stand sogar bis zum Abzug der russischen Streitkräfte 1993 als Militärkrankenhaus unter deren Verwaltung. In der Nachkriegszeit wurden im Zuge der Enteignung Kinder- oder Lehrwohnheime in den Villen untergebracht. Aber auch Staats- und Kulturfunktionäre, Intellektuelle und Künstler zogen in die großbürgerlichen Wohnungen ein. In gewisser Weise knüpfte Manfred Baron von Ardenne mit seinem privaten Forschungsinstitut, das sich ab Mitte der 1960er Jahre vorrangig der Entwicklung der Krebstherapie widmete, an die Tradition des Ortes an. Nach der politischen Wende erfolgte die Rückübertragung zahlreicher Häuser an die Alteigentümer.