Nur wenige Kilometer vom Zentrum der Klassikerstadt entfernt, liegt das Landgut Holzdorf. Das großzügige Anwesen war bis in die 1940er Jahre hinein Sommerresidenz des Großindustriellen Otto Krebs, der eine der größten und qualitätvollsten privaten Kunstsammlungen der Moderne sein eigen nannte. Nachdem er den Herrensitz 1917 erworben hatte, lies er das Anwesen nach seinen Vorstellungen umgestalten. Die repräsentativen Räume des Herrenhauses sind originalgetreu erhalten und zeugen von Krebs’ mondänen Leben.
im Süden Weimars, mit direkter Anbindung an die A4 (Köln - Dresden) und B85 (Nordthüringen - Bayern)
Die repräsentativen Räume des Herrenhauses können für kulturelle Veranstaltungen und private Feiern gemietet werden. Die Bibliothek wird von der gegenüberliegenden Fachschule für Altenpflege als solche genutzt. Insgesamt umfasst das Gelände 8 Gebäude, die vom Diakonisches Zentrum Weimar genutzt werden. Siehe auch Einträge Landgut Holzdorf Weimar , Alte Aula im Landgut und Parkanlagen Landgut Holzdorf Weimar im Location Guide.
Die repräsentativen Räume im Erdgeschoß mit lederbespannten Wänden und Holzvertäfelungen sind aufwendig restauriert wurden und in einem sehr guten Zustand. Die Restaurierungsarbeiten im 1. und 2. OG sind unterschiedlich weit voran geschritten.
Erstmals erwähnt wurde das Landgut Holzdorf im 14. Jhd. als Rittergut mit Vierseithof. Das sehr gut erhaltene Herrenhaus wurde zwischen 1690-1750 errichtet. Die fruchtbarste Phase erlebte das Anwesen Anfang des 20. Jhd. Der Mannheimer Industrielle Dr. Otto Krebs erwarb den Herrensitz 1917 von der Stadt Weimar.
Herrenhaus (Ostflügel): 3- bis 4-geschossig, Fensterachsem nehmen ab dem 1.OG ab, im EG Gliederung durch schmale Pilaster, Betonung des Portals durch kannelierte Pilaster, Vordach getragen von Säulen nach ionischen Vorbild, über dem Portal im 1. OG ein Balkon, den wieder kannelierte Pilaster rahmen, im DG Betonung der Hauptachse durch Dreiecksgiebel, Verkleidung im EG und 1. OG mit Schieferziegeln, DG mit roten Ziegeln, auf der Parkseite halbrunder Anbau im EG, quergestellter 4-geschossiger Flügel, im Süden schließt ein 2-geschossiger Fachwerkbau mit Erker an
Jahrhundertwende
Gründerzeit
Umbau und Ausstattung 1920/30er Jahre
20. Jahrhundert,
21. Jahrhundert
Umbau und Ausstattung des Herrenhauses geschahen unter Otto Krebs, in den 1920/30er Jahren. Der Großteil der Zimmer ist mit farbig gefassten Stuck und aufwendigen Vertäfelungen versehen. Die aufwändigen Leuchter in Atrium und Bibliothek sind erhalten, ebenso wie kleinere im Gobelin- und Lederzimmer. Letztgenannte verdanken ihren Namen der Bespannung der Wände. Die Wände des dem Hof zugewandte Lederzimmers sind ab ca. 1 m Höhe mit Leder bespannt. Darunter gliedern massive Vertäfelungen den Raum. Auch in der Kassettendecke wird das Gestaltungselement Holz wieder aufgenommen.
Im benachbarten Gobelinzimmer ist die Decke ebenfalls in Kassetten aufgeteilt, hier vollständig Stuckarbeiten. Die beeindruckenden Gobelins zeigen mythologische Szenen. Abgeschlossen wird der Raum zum Park hin mit einem halbrunden, vollständig befensterten Anbau. Diese Erweiterung geht, ebenso wie das Atrium, auf Krebs zurück.
Das Musikzimmer, hier wiederholt sich die großzügige Befensterung zum Garten hin, wirkt klassischer. Hier dominieren im Gegensatz zu den geometrisierenden Formen von Leder- Und Gobelinzimmer verspielte, florale Elemente, wie Girlanden und Zöpfe.
Die Bibliothek ist wie alle Räume im Erdgeschoß mit aufwendigen Parkett ausgestattet. Die Wände sind hier schlicht einfarbig und nicht untergliedert. Darüber spannt sich eine barock anmutende Decke mit aufwendigen Stuckarbeiten und einem kolossalen Kronleuchter.
Ebenfalls im Erdgeschoß ist die Küche erhalten geblieben. Sie ist dem Park zugewandt und mit Originalinventar versehen. Die wandausfüllenden Einbauschränke und eine Kühleinrichtung vom "Demmerwerk Eisenach" gehen auf den Anfang des letzten Jahrhunderts zurück.
Im Keller sind ein kleines Gewölbe und der Tresor, der Krebs' Schätze vor den Nazis versteckte.
Otto Krebs lies das Herrenhaus zu repräsentativen Wohnzwecken umbauen. Hervorragend erhaltenes Intarsienparkett, Ledertapeten, kostbare Kassetten- und Stuckdecken lassen noch heute den exklusiven Lebensstil Krebs’ erahnen. Abgerundet wird das Ensemble mit der Anlage eines Parks im Stile französischer Gartenkunst ab. Damit schuf der Kunstsammler Krebs an der Peripherie Weimars den passenden Rahmen für eine private Kunstsammlung von besonderer Qualität. Unter den seit den 1920er Jahren zusammengetragenen rund 100 Gemälden befanden sich Arbeiten der Hauptvertreter des deutschen und französischen Impressionismus und Neoimpressionismus, der Fauves und der Nabis: Cézanne, Renoir, van Gogh, Gauguin, Picasso, Degas, Monet, Matisse – sowie zwanzig Plastiken von Rodin, Degas, Lehmbruck und anderen. Gut Holzdorf diente als herrschaftliches Landhaus ganz der Präsentation der Kunstwerke.
In den 1930er Jahren hielt Krebs die größte deutsche Privatsammlung impressionistischer Kunstwerke in Deutschland vor den Nazis und deren Maßnahmen gegen „entartete Kunst“ in einem massiven Tresor versteckt.
Die Lebensgefährtin von Krebs, die als Max-Reger-Interpretin bekannt gewordene Pianistin Frieda Kwast-Hodapp, gab in kleinem Kreis in Holzdorf Konzerte und erbte nach seinem Tod 1941 das Landgut.
Nach Ende des 2. Weltkriegs diente das Landgut der Sowjetarmee als Versorgungszentrum. 1947 wurde die Kunstsammlung von der sowjetischen Militäradministration unter strenger Geheimhaltung aus Holzdorf abtransportiert (im April 1995 tauchten 55 Gemälde in der Ausstellung „Verschollene Kunstwerke“ in der Eremitage von St. Petersburg auf).
Nach Abzug der russischen Truppen wurde das Gut als Schulungsstätte und später als Kinderheim mit angeschlossener Schule genutzt. 1996 wurde das Kinderheim als gemeinnützige GmbH ausgegliedert. Das Objekt stand einige Jahre leer, bevor es die Diakonie erwarb.