Der Komplex der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig im Musikviertel am Johannapark umfasst eine zum Ausstellungsort umgestaltete historistische Wohnvilla, einen ergänzenden modernen Ausstellungsneubau, das Studiohaus, das ehemalige Kutscherhaus sowie den gfzk garten.
Der gelungene Umbau der Herfurth´schen Villa durch den Architekten Peter Kulka vereinigt moderne, lichte Museumsarchitektur mit den ursprünglichen Formen des repräsentativen Hauses. In der Villa befinden sich außerdem die Kunstvermittlung, die Bibliothek und Arbeitsräume.
Der 2004 eröffnete Neubau ist ein Gebäude, das sich an der Schnittstelle zwischen Museumsarchitektur und spezifischer Ausstellungsarchitektur positioniert. Hier befinden sich das Café (das von Künstler*innen immer wieder neu gestaltet und umbenannt wird), der Museumsshop und als separierbarer Ausstellungsraum ein verdunkelbarer Projektionsraum, der für Lesungen, Diskussionen, Konzerte, Film- und andere Veranstaltungen genutzt wird.
Im ebenfalls von Peter Kulka errichteten Studiohaus sind zwei Hotelapartments eingerichtet: das 2010 von Jun Yang gestaltete "Hotel Paris Syndrom" und das 2012 von Christine Hill gestaltete "Hotel Volksboutique".
siehe auch Location Guide-Eintrag Musikviertel
siehe auch Location Guide-Eintrag Johannapark Leipzig
südlich des Stadtzentrums von Leipzig, im Musikviertel nahe des Johannaparks gelegen
Galerie, Veranstaltungen, Vermietung
sehr guter Zustand
Vornehme, dreigeschossige, hochherrschaftliche Stadtvilla, schräg zum Straßenverlauf stehend, in den Jahren 1892-94 von den Architekten Karl Weichhardt und Bruno Eelbo errichtet. Das Äußere des historistischen, an norditalienischen Vorbildern orientierten Putzbaus wird gegliedert durch einen Säulenportikus mit einem überhöhten Mittelrisalit sowie mehrere Erker und Balkone. Die Nordwestseite ist als Schauseite reich ausgeformt, über dem triumphbogenartig überwölbten Balkon im 1. OG. schmückt ein Gemälde die zurückgesetzte Giebelwand. Im EG befindet sich eine großzügige Terrasse mit kreisförmigem Grundriss. Die kleinere Grundfläche des etwas zurückgesetzten 2. OG wird durch einen durchgängigen Balkon ergänzt.
Peter Kulka, Architekt u.a. des Sächsischen Landtags, entwarf das Konzept zur Umgestaltung der damals renovierungsbedürftigen, historistischen Villa zu einem Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst. An der Ostseite wurde ein schlichter grauer Kubus aus Zementfaserplatten um die Gebäudemauern gefügt. Die geradlinige Architektur Kulkas trennt klar zwischen alt und neu, dividiert beide Teile jedoch nicht auseinander. Klarheit, Offenheit und Funktionalität stehen im Mittelpunkt des Umbaukonzepts. Im Innern erlaubt eine große Zahl an Fenstern Blicke in die Umgebung und erzeugt somit ihre Einbindung in die jeweiligen Ausstellungen.
Der Neubau ist ein ca. 1000 qm großes Ausstellungsgebäude, mit dem das Ensemble der Villa und der Nebengebäude ergänzt wurde. Es wurde von der Architektengruppe as-if berlinwien (Paul Grundei, Stephanie Kaindl, Christian Teckert) entworfen und 2004 eröffnet.
Historismus
Moderne zeitgenössische Architektur
1895, 1998 Eröffnung der umgebauten und rekonstruierte Villa als Museum, 2004 Eröffnung Ausstellungsneubau
19. Jahrhundert,
20. Jahrhundert,
21. Jahrhundert
Außer geringfügig erhaltenem Stuckwerk im EG (Salon Credner und Salon Herfurth) sind keine Details der ursprünglichen Ausstattung der Villa verblieben. Der ehemalige Grundriss wurde nur in den wesentlichen Zügen beibehalten. Die großzügige zentrale zweigeschossige Treppenhalle wurde nach Nordosten verlegt. Im 1. OG der Villa existiert ein klassischer "white cube" mit 110 qm Fläche und wenig Tageslicht, der problemlos abdunkelbar ist. Die anderen Räume sind fast ausschließlich als Durchgangsräume konzipiert. Der Rundgang umschließt im EG und 1. OG je einen Mittelraum (Lab I+II), im 1. OG mit einem licht- und geräuschdurchlässigen Metallgitterrostfußboden ausgestattet. In den anderen Räumen wurde hochwertiges Stäbchenparkett verlegt.
Das klar gegliederte, auf glatte, geweißte Wände reduzierte Innere von Villa und Neubau kann durch Anbauten oder Farbauftrag zügig umgestaltet werden. Die Gestaltung und Einrichtung der Museumsräume des Komlexes variiert entsprechend der jeweiligen Ausstellung.
Die Bibliothek in der Villa enthält bewegliche Archivschränke und wurde 2010 vom Künstler Till Exit in einem Wohnzimmer-Look der 1950er und 1960er Jahre umgestaltet.
Die Wohnvilla wurde 1892-95 für Marie und Hermann Credner, einen hoch angesehenen Professor für Geologie und Paläontologie an der Universität Leipzig, erbaut. Die Villa war ein geistiges und kulturelles Zentrum Leipzigs. Es fanden sich viele Persönlichkeiten als Gäste ein, so Meyer und Brockhaus, Amundsen, Nansen, Hofmannsthal, Klinger, Liebermann, etc.
1913 wurde die Villa an den Zeitungsverleger Edgar Herfurth (Herausgeber der "Leipziger Neuesten Nachrichten", der größten deutschen Tageszeitung außerhalb Berlins) verkauft. Umbauten am Gebäude erfolgten in den Jahren 1915 und 1927.
Edgar Herfurth wurde 1945 enteignet, die Villa der Universitätsklinik zur Verfügung gestellt. Weitere bauliche Veränderungen folgten. Nach 1990 wurde die Villa kurz durch die Musikhochschule Felix Mendelsohn-Bartholdy genutzt. Pläne, die Villa wieder zu einem Mittelpunkt im Stadtleben werden zu lassen, konnten in den 1990er Jahren verwirklicht werden, nachdem das stark verfallene Gebäude an den Förderkreis der Leipziger Galerie für Zeitgenössische Kunst übergeben wurde. Rekonstruktions- und Umbaumaßnahmen begannen 1996.