Das Straßenbild von Obercunnersdorf wird durch ein außerordentlich dichtes Ensemble von fast 250 Umgebindehäusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert bestimmt. Bis heute blieb das historische Ortsbild weitgehend erhalten. Sein besonderes Gepräge erhält der Ort durch die phantasiereichen Musterverschieferungen ganzer Häusergruppen. Dabei wurden die Fachwerk-Obergeschosse und Giebelseiten der Häuser mit Schabloneschiefern in Hell-Dunkelmuster sowie Darstellungen von Sonnen etc. geschmückt. Die eindrucksvollsten Gebäude, malerische Winkel und Gassen mit reichem Blumenschmuck in den Vorgärten befinden sich entlang markierter Denkmalwege. Eine Besonderheit stellt auch der markante Eisenbahnviadukt (erbaut 1848) dar, der das Unterdorf überspannt. Zum Dorfensemble gehören des Weiteren eine barocke Dorfkirche, ein Bürgerbüro, 2 kleine Museen mit altem originalen Mobiliar und Handwerksgerätschaften. Diese sind Zeitzeugen ländlicher Lebensweise, wie auch die Alte Post und das Alte Gemeindeamt. Zu den jüngsten Bauten gehört das moderne Freizeit- und Erlebnisbad von 1997.
in der Oberlausitz, am Rande des Oberlausitzer Berglandes (358 m über NN), nordöstlich des Berges Kottmar (583 m über NN) gelegen; seit der Gemeindefusion am 01.01.2013 ist Obercunnersdorf ein Ortsteil der Gemeinde Kottmar
Wohnhäuser; gewerbliche Nutzung für Handwerk, Gastronomie, Pension; Museen; Landwirtschaft
überwiegend gut bis ausgezeichnet erhaltene oder sanierte Objekte
Die Architektur der Umgebindehäuser beruht auf einer Volksbauweise des 18. und 19. Jh. bei welcher slawischer Blockbau und fränkisches Fachwerk kombiniert wurden. Bei dieser Bauart steht vor den Blockstubenwänden eine aus Holzständern bestehende Stützkonstruktion für Obergeschoss und Dach, die als Umgebinde bezeichnet wird. Die für die Oberlausitz typischen Faktoren-, Weber- und Bauernhäuser treten in Obercunnersdorf in einer außerordentlichen Dichte auf. Seit etwa 100 Jahren sind das Fachwerk und die Umgebindekonstruktion meist unter einem Mantel aus kunstvollen Schieferverkleidungen oder Brettern verborgen. Weitere Schmuckelemente finden sich an Fensterrahmen.
Volksbauweise
Umgebinde
18. Jahrhundert,
19. Jahrhundert,
20. Jahrhundert,
21. Jahrhundert
Obercunnersdorf stellt hinsichtlich seines reichhaltigen Umgebindehausbestandes (neben den Oberlausitzer Orten/Ortsteilen Waltersdorf, Dittelsdorf, Größschonau, Jonsdorf und Bertsdorf) eine europäische Besonderheit dar. Diese Umgebindehäuser spiegeln den Wohlstand wieder, den sich Obercunnersdorf in der Blütezeit häuslicher Leinen- und Kattunweberei im 18. Jh. und in der 1. Hälfte des 19. Jh. erwarb. Mit dem Niedergang der Handweberei entstanden in der Gründerzeit auch in Obercunnersdorf Fabriken mit mechanischen Webstühlen. In der DDR wurden diese Betriebe verstaatlicht und Textilkombinaten angegliedert.
Nach 1990 hatte Obercunnersdorf als Industriestandort der Textilherstellung sowie der Holzverarbeitung keine Zukunft mehr. Einige neue Arbeitsplätze entstanden in Handwerk und Gewerbe. Die Landwirtschaft ist ein wichtiger Arbeitgeber. Zunehmend wird dem touristischen Potential des Ortes besondere Beachtung geschenkt. Bereits seit einem Besuch von Experten der VII. Generalversammlung der Internationalen Gesellschaft für Denkmalpflege (ICOMOS) 1984 darf sich Obercunnersdorf "Denkmalort" nennen. Der staatlich anerkannte Erholungsort ist außerdem Preisträger mehrerer regionaler, nationaler und internationaler Dorfwettbewerbe und Teil der Initiative "Sachsens Dörfer. Land.Leute.Lebensart".
Markante Gebäude:
Haus des Gastes mit Bibliothekshaus: ursprünglich aus der 1. Hälfte des 18. Jhs.; Anfang der 1990er Jahre wurden die zerfallenen Gebäude wieder errichtet; Touristinfo, Gemeindebücherei, Heimatstube mit Schusterwerkstatt, Stellmacherei, Pfarrer-Heinz-Leßmann-Stube;
Dorfkirche: im Stil des ländlichen Barocks 1690/91 erbaut, bis 1749 dreimal erweitert; kann nach vorheriger Anmeldung in der Touristinformation besichtigt werden;
Pfarrhaus: 1790 als Faktorenhaus errichtet, 1850 von der Kirchgemeide erworben und bis heute Pfarramt mit Büro und Gemeinderäumen;
ehem. Gemeindeverwaltung: errichtet um 1890, zunächst Nutzung als Schulgebäude, ab 1927 Sitz der Gemeindeverwaltung, jetzt Bürgerbüro;
Altes Gemeindeamt: um 1800 erbaut, im 19. Jh. Armenhaus, später Gemeindeamt und Sparkasse, Unterrichtsstätte, Freibank, heute leerstehend;
ehem. Kretscham: Gaststätte hat umfangreiche Umbauten erfahren, mit Tanzsaal und Kegelbahn ausgestattet;
Hintere Dorfstraße 56: einst Wohnhaus einfacher Weber, kleines, einstöckiges Umgebindehaus in ursprünglicher Form mit freistehenden Umgebindesäulen und separater Blockstube, in Privatbesitz und energetisch saniert;
Leinen- und Baumwollweberei Gebr. Wicke: Fabrikgebäude in Privatbesitz;
Alte Post: Gebäude in der 1. Hälfte des 18. Jh. erbaut, im Jahr 1850 zur Poststelle umgebaut, heute Wohnhaus