Nur wenige Kilometer vom Zentrum der Klassikerstadt entfernt, liegt das Landgut Holzdorf. Das großzügige Anwesen beherbergte bis in die 1940er Jahre hinein eine der größten und qualitätvollsten privaten Kunstsammlungen der Moderne. Der Großindustrielle Otto Krebs hatte das Gut zu Beginn des 20. Jhd. erworben und ließ es zum staatlichen Sommersitz umbauen. Dort präsentierte er über 100 Meisterwerke der Moderne. Während des NS-Regimes verbarg er seine Schätze in einem Tresor im Keller des Herrenhauses. Dort fanden sie die russischen Besatzer nach dem 2. Weltkrieg und machten sie zur Kriegsbeute. Heute ist ein Großteil der Werke in der Eremitage zu bewundern.
im Süden Weimars, mit direkter Anbindung an die A4 (Köln - Dresden) und B85 (Nordthüringen - Bayern)
Der Komplex umfaßt insgesamt 8 Gebäude, die vom Diakonisches Zentrum Weimar genutzt werden, und eine Parkanlage . Das Projekt "Neue Arbeit", mit Bergehof, Holz-, Kreativ- und Fahradwerkstatt, ist im Süden untergebracht. Im Neubau ist ein Waldkindergarten. Den Westflügel nimmt die Evangelische Fachschule für Altenpflege ein, den ehemaligen Pferdestall eine Kerzenwerkstatt. Die Cafeteria lädt zu Imbiss und Getränk ein. Der repräsentative Ostflügel wird für verschiedene Veranstaltungen vermietet, ebenso die Aula . Einige Teile befinden sich in Umbau, viele Räume stehen leer. Im 1. OG gibt es eine kleine Pension mit fünf Gästezimmern.
unterschiedlich, z.T. Restaurierungsbedarf, repräsentative Bereiche im Ostflügel mit lederbespannten Wänden und aufwendigen Holzvertäfelungen sind in sehr guten Zustand, wichtige Erhaltungsmaßnahmen, wie Wegebau, Erneuerung von Gestaltungselementen und die Reinigung des großen Badeteiches, wurden erfolgreich durchgeführt
Erstmals erwähnt wurde das Landgut Holzdorf im 14. Jhd. als Rittergut mit Vierseithof. Das sehr gut erhaltene Herrenhaus wurde zwischen 1690-1750 errichtet. Die fruchtbarste Phase erlebte das Anwesen Anfang des 20. Jhd. Der Mannheimer Industrielle Dr. Otto Krebs erwarb den Herrensitz 1917 von der Stadt Weimar.
Herrenhaus (Ostflügel): 3- bis 4-geschossig, Fensterachsem nehmen ab dem 1.OG ab, im EG Gliederung durch schmale Pilaster, Betonung des Portals durch kannelierte Pilaster, Vordach getragen von Säulen nach ionischen Vorbild, über dem Portal im 1. OG ein Balkon, den wieder kannelierte Pilaster rahmen, im DG Betonung der Hauptachse durch Dreiecksgiebel, Verkleidung im EG und 1. OG mit Schieferziegeln, DG mit roten Ziegeln, auf der Parkseite halbrunder Anbau im EG, quergestellter 4-geschossiger Flügel, im Süden schließt ein 2-geschossiger Fachwerkbau mit Erker an
seit dem 14 Jhd.
20. Jahrhundert,
21. Jahrhundert
im Herrenhaus Intarsienparkett, Ledertapeten, kostbare Kassetten- und Stuckdecken, Holzvertäfelung, überwiegend ohne Mobiliar, z.T. Einbauschränke (Holz); kleines Kellergewölbe mit Tresoranlage Anfang 20. Jhd.
Otto Krebs lies das Herrenhaus zu repräsentativen Wohnzwecken umbauen. Hervorragend erhaltenes Intarsienparkett, Ledertapeten, kostbare Kassetten- und Stuckdecken lassen noch heute den exklusiven Lebensstil Krebs’ erahnen. Abgerundet wird das Ensemble mit der Anlage eines Parks im Stile französischer Gartenkunst ab. Damit schuf der Kunstsammler Krebs an der Peripherie Weimars den passenden Rahmen für eine private Kunstsammlung von besonderer Qualität. Unter den seit den 1920er Jahren zusammengetragenen rund 100 Gemälden befanden sich Arbeiten der Hauptvertreter des deutschen und französischen Impressionismus und Neoimpressionismus, der Fauves und der Nabis: Cézanne, Renoir, van Gogh, Gauguin, Picasso, Degas, Monet, Matisse – sowie zwanzig Plastiken von Rodin, Degas, Lehmbruck und anderen. Gut Holzdorf diente als herrschaftliches Landhaus ganz der Präsentation der Kunstwerke.
In den 1930er Jahren hielt Krebs die größte deutsche Privatsammlung impressionistischer Kunstwerke in Deutschland vor den Nazis und deren Maßnahmen gegen „entartete Kunst“ in einem massiven Tresor versteckt.
Die Lebensgefährtin von Krebs, die als Max-Reger-Interpretin bekannt gewordene Pianistin Frieda Kwast-Hodapp, gab in kleinem Kreis in Holzdorf Konzerte und erbte nach seinem Tod 1941 das Landgut.
Nach Ende des 2. Weltkriegs diente das Landgut der Sowjetarmee als Versorgungszentrum. 1947 wurde die Kunstsammlung von der sowjetischen Militäradministration unter strenger Geheimhaltung aus Holzdorf abtransportiert (im April 1995 tauchten 55 Gemälde in der Ausstellung „Verschollene Kunstwerke“ in der Eremitage von St. Petersburg auf).
Nach Abzug der russischen Truppen wurde das Gut als Schulungsstätte und später als Kinderheim mit angeschlossener Schule genutzt. 1996 wurde das Kinderheim als gemeinnützige GmbH ausgegliedert. Das Objekt stand einige Jahre leer, bevor es die Diakonie erwarb.