In der ländlichen Umgebung von Frohburg, im Ortsteil Rüdigsdorf, zeugt der Schwindpavillon vom Kunstverständnis des sächsischen Landbürgertums im 19. Jahrhundert. Der Pavillon, eigentlich Teil einer in einen Landschaftsgarten eingebetteten Orangerie, wurde in schlichten, klassizistischen Formen ausgeführt. Sein Inneres beeindruckt vor allem durch die Wandfresken, die nach Plänen des Malers Moritz von Schwind entstanden sind und die Sage von Amor und Psyche erzählen. Harmonisch fügen sich Deckenbemalung, verglaste Flügeltüren und die sorgsam ausgewählte Möblierung in den Gesamteindruck des Saales. In den 1830er Jahren kam in dem Pavillon und dem angrenzenden Park das Landbürgertum zu Lesungen, Konzerten und gesellschaftlichen Ereignissen zusammen, bei denen bisweilen Künstlerpersönlichkeiten wie Felix Mendelssohn-Bartholdy zugegen waren. Heute finden noch immer kulturelle Veranstaltungen in dem Gartensaal statt.
zwischen Leipzig und Chemnitz, im Frohburger Ortsteil Rüdigsdorf
Hochzeiten, Konzerte, Kulturveranstaltungen, Führungen
sehr gut, vollständig saniert
Der Schwindpavillon ist Teil eines klassizistischen Orangeriebaus mit einem lang gestreckten, flachen Mittelbau und zwei seitlich abschließenden Pavillons. Der in seinem Äußeren sparsam verzierte Pavillon weist vier nahezu Geschoss hohe, verglaste Flügeltüren auf, die mit einem Rundbogen abschließen. Der eingeschossige Pavillon auf rechteckigem Grundriss wird von einem Satteldach bedeckt.
Klassizismus
1829
19. Jahrhundert,
20. Jahrhundert,
21. Jahrhundert
Kontrastierend zum strengen Äußeren beeindruckt die großartige Innengestaltung des Schwindpavillons. Für die Innenarchitektur dienten Pläne des namhaften Architekten Gottfried Semper, die Ausmalung der Wände durch Moritz von Schwind zeigt Motive der Sage von Amor und Psyche, verfasst vom römischen Dichters Apuleius. Die Malereien wurden in Fresko-Technik, d.h. direkt auf dem frischen Putz, tw. von Schwind selbst, tw. von seinen Assistenten, geschaffen. Die in Tempera ausgeführte Deckenbemalung realisierten die Maler Gustav Adolf Hennig und Otto Wagner. Sie zeigt das Bild „Amor führt Psyche zum Olymp empor“, umrahmt von zwölf Tierkreiszeichen sowie ornamentalen Frucht-, Blüten- und Blättergirlanden, die vier Jahreszeiten symbolisierend. Desweiteren schmücken den Raum zwei kostbare Kronleuchter sowie eine originale, fast lebensgroße Marmorplastik der Psyche. Die Bestuhlung ist dem klassizistischen Stil des Saals angepasst und kann variiert werden.
1754 erwirbt der Chemnitzer Textilkaufmann Georg Leberecht Crusius das Rittergut Sahlis von Hanns Abraham von Einsiedel. Sein Neffe Siegfried Leberecht Crusius erbt von ihm das Anwesen und kauft 1810 zusätzlich das Rittergut Rüdigsdorf und vereinigt beide Güter. Sein Sohn Heinrich Wilhelm Leberecht von Crusius tritt 1824 die Erbfolge an, es folgt der Umbau des Rüdigsdorfer Herrenhauses zum Sommerwohnsitz, begleitet von der Anlage eines englischen Landschaftsgartens. 1829 wird die Orangerie mit zwei flankierenden Pavillons, der Gärtnerwohnung und einem festlichen Saal, gebaut. Die Ausgestaltung der Saaldecke durch Gustav Adolf Hennig und Otto Wagner erfolgt zwischen 1835-37, die Ausmalung der Wände übernimmt Moritz von Schwind etwas später, ca. 1837-39. Bis nach 1945 blieb der Pavillon im Besitz der Familie Crusius, dann wird das Gut im Zuge der Bodenreform enteignet. 1961 geht das Anwesen in den Besitz der Stadt Kohren-Sahlis über, umfangreiche Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten werden initiiert. Die feierliche Wiedereröffnung findet 1968 statt, seither wird der Pavillon hauptsächlich für Trauungen und Musikkonzerte genutzt.