Die Gegend um Wermsdorf war aufgrund ihrer ausgedehnten wildreichen Wälder ein beliebtes kurfürstliches Jagdareal. Im 17. Jh. ließ der sächsische Kurfürst das Jagdschloss in Wermsdorf im Stil der Renaissance ausbauen. Im 18. Jh. verlor es seine Bedeutung, als es durch das benachbarte, barocke Schloss Hubertusburg in seiner Funktion ersetzt wurde. Heute dient das Alte Jagdschloss Wermsdorf als Sitz der Gemeindeverwaltung. Die unregelmäßige, doch harmonisch erscheinende Dreiflügelanlage umschließt einen weitläufigen Schlosshof, an den ein kleiner Park mit Teich (Hälterbecken) und eine bemerkenswerte Reithalle aus den 1930er Jahren sowie eine barocke Saalkirche anschließen. Der Renaissancebau erfuhr an seinen Fassaden nur wenige, behutsame Sanierungsmaßnahmen, daher vermittelt das Schloss einen authentischen Eindruck und kann für historische Filmaufnahmen genutzt werden.
etwa 50 km östlich von Leipzig in der Gemeinde Wermsdorf, am Wermsdorfer Forst, umgeben von Wald, Seen und Teichen
Ost- und Nordflügel: Sitz der Gemeindeverwaltung, der Touristinformation, eines kulturellen Begegnungszentrums, des Standesamtes sowie des örtlichen Polizeipostens;
Schlosssaal/ Ratssaal: für Gemeinderatssitzungen;
Westflügel: verpachtet an das Schlossgestüt und ein Reittherapiezentrum;
Reithalle: genutzt vom Reit- und Fahrverein Wermsdorf und dem Schlossgestüt Wermsdorf
guter baulicher Zustand, 1999 erfolgte eine umfassende Sanierung der Fassade des Dachgeschosses, 2004 eine Teilsanierung des Ostflügels
Unregelmäßige Dreiflügelanlage, maßgeblicher Um- und Ausbau zum Renaissanceschloss erfolgte 1617-26 nach Plänen des Baumeisters Simon Hoffmann. Die Fassaden werden belebt durch zahlreiche Zwerchgiebel mit Voluten in Renaissanceformen und einen zierreichen Erker mit kunstvollen Sandsteinarbeiten. Weiteren Schmuck stellen die Sandsteinfassungen der Fenster dar. Zwischen Nord- und Ostflügel erhebt sich ein Treppenturm auf achteckigem Grundriss, der eine schiefergedeckte, geschweifte Haube und eine Laterne trägt. Zur Jagdschlossanlage gehören des Weiteren eine barocke Saalkirche aus dem 17. Jh., ein kleiner Schlosspark mit Teich (Hälterbecken) sowie eine 1932-34 erbaute Reithalle mit ausladendem Walmdach (Schweifbinderbohlen-Technik).
Renaissance
1608 sowie 1617-26, Reithalle 1932-34
17. Jahrhundert,
18. Jahrhundert,
19. Jahrhundert,
20. Jahrhundert,
21. Jahrhundert
EG eingewölbt, OG mit flacher Decke
Bau des ersten Jagdschlosses auf den Mauern eines früheren Rittergutes durch Kurfürst Christian II.; Erweiterung und Umbau zur heutigen Gestalt durch Kurfürst Johann Georg I. 1617-26; in den darauffolgenden Jahren Nutzung als Jagdschloss, unterbrochen durch 30jährigen Krieg und erneute Nutzung durch Kurfürst Johann Georg III. ab 1685; 1696 Übergabe des Schlosses durch August den Starken an seinen Statthalter Fürst Egon von Fürstenberg, teilweise Umbau des Nordflügels zur Verwaltungsbehörde; Rückgabe des Schlosses an die Kurfürstenfamilie nach dem Tode Fürstenbergs im Jahre 1716; Verlust der Funktion als Jagdschloss nach Bau von Schloss Hubertusburg ab 1721; Einrichtung von Wohnungen und Gästezimmern, erst ab 1873 erneute Nutzung als königliches Jagdschloss; 1918 Fürstenenteignung, Wohnungen für Beamte und Staatsangestellte; 1934 Einzug der Sächsischen Reit- und Fahrschule; Ende des 2. Weltkrieges Flüchtlingsunterkunft; ab 1946 Nutzung als Erholungs- und Kinderheim; nach 1950 Verwaltungssitz, Einzug der Deutschen Volkspolizei; nach der Wende Übertragung des Eigentums am Alten Jagdschlosses von der Sächsischen Landesregierung auf die Gemeindeverwaltung Wermsdorf