Nähert man sich Roßleben von Südwesten, prägt die Klosterschule schon von Weiten die Silhouette der Stadt. Mit einer über 450 Jahre alten Geschichte zählt die imposante Anlage zu den ältesten Traditionsschulen Deutschlands. Die Historie der Schule ist eng verbunden mit dem Engagement der Familie von Witzleben. Seit 1554 stellen sie den Erbadministratoren der Stiftung. Schulgelände und Internat unterliegen seit der politischen Wende wieder der Stiftung, die eng mit dem stattlichen Gymnasiums zusammenarbeitet.
Südwestrand der Stadt Roßleben, im Kyffhäuserkreis an der Grenze zu Sachsen-Anhalt
Schule (585 Schüler), Internat (77 Schüler), zahlreiche Sport- und Freizeitangebote auf dem Campus: Turnhalle, zwei Tennisplätze, zwei Basketballfelder, zwei Beach-Volleyball-Felder, Rasenplatz für Fußball- und Hockeyspiele, Bootshaus mit direktem Zugang zur Unstrut
Die historischen Gebäude unterliegen den Denkmalschutz, der Mittelrisalit des Hauptgebäudes wurde 2004 restauriert, die Musikaula 2011. Die Mensa ist neu, der Zustand der anderen Gebäude ist unterschiedlich.
Das aus der mittelalterlichen Klosteranlage hervorgegangene Schulgebäude wurde nach einem Brand 1686 schrittweise abgetragen und 1740-42 durch einen stattlichen Neubau ersetzt. Dem neuen Gebäude zugrunde liegt vermutlich ein nicht ausgeführter Entwurf des sächsischen Landbaumeisters David Schatz für das Schloß Burgscheidungen an der Unstrut (Sachsen-Anhalt).
Die dreigeschossige Dreiflügelanlage mit Mansardendächern umfasst einen quadratischen Hof.
Der zum Unstruttal gewendete Südflügel ist als Schauseite reich ausgestatte. Der konvex vorgerundete, dreiachsige Mittelbau ist dekoriert mit ionischen Kolossalpilastern, Doppelpilastern und einem Portalgiebel mit dem Wappen des Bauherrn H.L. von Witzleben.
Im Inneren befinden sich beidseitig der Durchfahrt Pfeilerhallen und Treppenläufe zum Obergeschoß. Auch in den Seitenflügeln sind mittig Toreinfahrten.
Historismus
Neorenaissance
Neobarock
1740-42
20. Jahrhundert,
21. Jahrhundert
Im EG und 1. OG befinden sich die für eine Schule typischen Räumlichkeiten. Neben den Klassenräumen gibt es verschieden Fachkabinette (Physik, Chemie), einen Computerpool, Aula, Musikaula, Ballettsaal, Bibliothek, Cafeteria, Lehrerzimmer. Abbildungen unter Klosterschule Roßleben (innen). Das Internat nimmt das 2. OG ein.
Die Geschichte des Klosters geht bis ins 12. Jhd. zurück. Gegründet wurde es um 1140 von Graf Ludwig von Wippra und seiner Frau Mechthildis. Im Zuge der Reformation wurde das Kloster aufgelöst. Heinrich von Witzleben, damaliger Schirmvogt, beauftragte 1549 den Schüler Melanchthons und Rektor der Fürstenschule Sankt Afra, Georg Fabricius, mit der Einrichtung einer Knabenschule in dem aufgelösten Kloster. 1686 erfasste ein Großbrand weite Teile des Schulgebäudes. Erbadministrator Wolf-Dietrich Arnold von Witzleben brachte die Mittel auf, um die Schule in ihrer heutigen architektonischen Gestalt wieder aufzubauen. Am 02. Januar 1742 konnte der Schulbetrieb wieder aufgenommen werden.
Die Erfahrungen des I. Weltkrieges vertieften die traditionellen christlich-humanistischen Wertvorstellungen, welche an der Klosterschule vermittelt wurden. Auf dieser geistigen Grundlage wurde auch zum nationalsozialistischen Regime eine kritische Position eingenommen. Fünf ehemalige Absolventen der Klosterschule sowie eines der Familienmitglieder der Stiftungsträger waren aktiv am Widerstand gegen die Hitler-Diktatur beteiligt und wurden im Nachklang des Attentats vom 20. Juli 1944 hingerichtet.
Nach Ende des 2. Weltkriegs wurde die Stiftung im Zuge der Bodenreform enteignet und aufgehoben. Infolge dessen agierte sie ab 1955 mit einer Interimssatzung von München aus und dient seither gemeinnützigen Zwecken. Die Schule wurde zunächst als Landesheim-Oberschule, später als Erweiterte Oberschule (EOS) Roßleben weitergeführt. Seit 1949 trug sie den Namen Goetheschule.
Nach der Deutschen Wiedervereinigung wurde das Schulgelände wieder an die Stiftung unter Leitung von Friedrich-Karl von Witzleben übertragen. Das Gymnasium verblieb in staatlicher Trägerschaft, während das Internat in die Trägerschaft der Stiftung zurückgeführt wurde.