In Großtreben steht nach derzeitigem Kenntnisstand der weltweit älteste, vollständig erhaltene Ringbrandofen. Durch den kreisförmig angelegten Brennkanal wird ein kontinuierlicher Ziegelbrand mit einem hohen thermischen Wirkungsgrad ermöglicht. Es ist ein Nachbau des "Hoffmannschen Ringofens" wahrscheinlich unter illegaler Nutzung des Patents von 1858, beauftragt vom Bremer Kaufmann und Pächter des Gutes Großtreben Henry Delius. Die Architektur des Ringbrandofens wirkt archaisch und zugleich futuristisch.
am nördlichen Rand von Großtreben, einem Ortsteil des nordsächsischen Beilrode, auf dem Gelände einer ehemaligen Ziegelei, die zur Putenfarm umgenutzt wurde
bis 1971 industrielle Nutzung; technisches Denkmal
2010-2013 Notsicherung; Grundsubstanz baulich gesichert; ständige Erhaltungspflege
Der Ziegelbau umfasst die zwölf Brennkammern, die rund um den mittigen Kamin angeordnet sind und den Brennkanal bilden. Das hölzerne Obergeschoss diente als Befeuerungsebene: von dort schüttete der Brenner regelmäßig Kohle in die Schürlöcher der gerade befeuerten Kammer. Das Feuer, das von Kammer zu Kammer wanderte, benötigte ein bis zwei Wochen, bis der gesamte Brennkanal durchlaufen war. Zur Bauzeit war diese Verfahrenstechnik noch nicht verbreitet. Vermutlich basiert die Bauausführung auf einem illegal verschafften und später noch modifizierten Entwurf. Der bauliche Gesamteindruck ist unausgewogen: der quadratische, gerade, von Gurtgesimsen unterbrochene Schornstein wirkt aus verfahrenstechnischer Sicht nicht zeitgemäß. Ein runder oder achteckiger, schlanker, sich nach oben verjüngender Kamin entspräche dem damaligen Stand der Technik und dem ästhetischen Trend. Das Ofengewölbe ist von hölzernen Bändern umgeben, die funktional unnötig sind und ebenso als ein Beweis für den fehlenden Lizenzerwerb gelten.
Ingenieursarchitektur
1861-1865
19. Jahrhundert,
21. Jahrhundert
zweckentsprechend;
weiterführende Informationen zur Funktionsweise hier
Der Ringbrandofen Großtreben ist der älteste, noch vollständig erhaltene Ziegelringofen Deutschlands, wahrscheinlich sogar der Welt: das von Friedrich Eduard Hoffmann (1818-1900) nach ihm benannte und 1858 angemeldete Verfahren basiert auf dem Prinzip von zwei hintereinander geschalteten Wärmetauschern, das aber u. a. vom Maurermeister Arnold aus Fürstenwalde bereits beschrieben wurde. Die revolutionäre Verfahrenstechnik führte zu einer Erhöhung der Energieeffizienz um ca. eine Zehnerpotenz bei gleichbleibender Qualität der gebrannten Ziegel. Zeitgleich wurde auch die Handarbeit bei den Arbeitsprozessen vor dem Brennen schrittweise mechanisiert, so dass die Ziegelproduktion sprunghaft ansteigen konnte und Ziegel zu einem Baustoff der Industrialisierung wurden. Damit ist der Ringbrandofen Großtreben ein Zeugnis der Technikgeschichte von überregionaler Bedeutung, das den Übergang vom periodischen zum kontinuierlichen Ziegelbrand veranschaulicht.