In der Siedlung Dresden-Hellerau wurden die Ideen der deutschen Gartenstadtbewegung erstmalig konsequent und flächendeckend realisiert. Der sorgfältig auf die Bedürfnisse einer Arbeiterwohnsiedlung ausgerichtete Bebauungsplan und die Architektur der Klein- und Reihenhäuser beeinflussten nachhaltig den Vorstadtbau im 20. Jahrhundert. Nach dem Vorbild der um 1900 formierten englischen Garden Cities Association hatte sich 1902 die Deutsche Gartenstadtgesellschaft gegründet. Ziel war es, alternative Formen des gesellschaftlichen Zusammenlebens zu propagieren und ihnen städteplanerisch und architektonisch Ausdruck zu verleihen. Das Ensemble der Reformsiedlung Hellerau schloss die angrenzende Möbelfabrik "Deutsche Werkstätten Hellerau" als Produktionsstätte sowie das "Festspielhaus Hellerau" als avantgardistische Bildungsanstalt ein. Bis 1914 zog Hellerau zahlreiche nationale und internationale Künstler an, abrupt beendet wurde diese Entwicklung durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges. Heute steht Dresden-Hellerau unter Denkmalschutz.
siehe auch Location Guide-Eintrag Festspielhaus Hellerau, das sich unweit befindet
im Norden Dresdens, nordwestlich der Dresdner Heide, nahe des Flughafens Dresden-Klotzsche und der Autobahn gelegen
siehe auch Location Guide-Eintrag Flughafen Dresden International
Wohn- und Geschäftshäuser
sehr gut, Bebauung größtenteils saniert
Die Gesamtplanung der Siedlung durch Richard Riemerschmid erfolgte auf Basis einer vorbildhaften Ortsbauordnung, die sowohl Geländegegebenheiten als auch entstehende Raumbilder berücksichtigen sollte. Daraus resultierte die Untergliederung in fünf verschiedene Bauzonen: ein Kleinhausviertel, ein Villenviertel, ein Viertel für Wohlfahrtseinrichtungen, das Gelände für Fabrikanlagen und Flächen ohne Bebauung. Der Markt bildete das Zentrum der Siedlung, 1910/11 entstanden hier erste Läden, ein Postamt und das Kaffee Hellerau. Kriegsbedingt wurde die Marktbebauung erst 1929/30 von Rudolf Kobe verändert fertiggestellt.
Für die Wohnbauten der Gartenstadt bildeten Einfachheit und Zweckmäßigkeit sowie die Anlehnung an traditionelle Architekturformen (Einzel-, Doppel- und Reihenhäuser mit ziegelgedeckten Giebel- und Spitzdächern, Holzhäuser) die Grundlagen der Gestaltung, eine sorgfältige Auswahl der Konstruktionen und Baumaterialien fand statt.
Neben der typischen Bebauung von Richard Riemerschmid (u.a. Kleinhäuser der Straßen Am Grünen Zipfel, Hirtenweg, Ruscheweg, Am Talkenberg) prägten auch die Entwürfe von Hermann Muthesius (Kleinhäuser u.a. in den Straßen Beim Gräbchen, Am Dorffrieden, An der Winkelwiese), Curt Frick (u.a. Am Schützenfelde, Hendrichstraße 9-27) und Heinrich Tessenow (u.a. Reihenhäuser Am Schänkenberg 4-26 und 1-15, Doppel- und Einzelhäuser Am Schänkenberg 28-38) die charakteristische Architektur der Wohn- und Funktionsbauten in der Gartenstadt.
wesentliche Teile 1909-14 erbaut
20. Jahrhundert,
21. Jahrhundert
Hellerau als erste echte deutsche Gartenstadt wurde auf Initiative von Karl Schmidt, Besitzer der "Dresdner Werkstätten für Handwerkskunst", geplant und erbaut. Mit der Siedlung am nordwestlichen Rand der Dresdner Heide sollte ein neuer Standort für seine expandierenden Produktionsstätten und gleichzeitig Wohnraum für seine Arbeiter und Angestellten geschaffen werden. 1908 gründeten sich die "Gartenstadtgesellschaft Hellerau" sowie die "Baugenossenschaft Hellerau", die in der Folge ca. 140 ha Land erwarben und den künftigen Bewohnern Wohnraum zu günstigen Konditionen anboten. 1909 entstand die erste Reihenhauszeile nach Entwürfen von Richard Riemerschmid in der Straße Am Grünen Zipfel. Bis 1914 erfolgte die wesentliche Reihen- und Kleinhausbebauung, unterbrochen vom Weggang Riemerschmids 1913 und dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs.
In den 1920er und 1930er Jahren wurden Straßenzüge um einige Häuser ergänzt, so der Markt und die Holzhaus-Mustersiedlung der Deutschen Werkstätten Am Sonnenhang. 1950 wurde Hellerau in die Stadt Dresden eingemeindet. Seit 1990 wird versucht, an die Traditionen der Gartenstadt anzuknüpfen, der "Verein Bürgerschaft Hellerau e. V." gründete sich neu, den Wettbewerb zur Erweiterung der Gartenstadt gewann 1996 der Architekt Jochen Schürmann. Die Siedlung Hellerau ist heute ein Flächendenkmal.