Erreicht der Besucher die Spielzeugstadt Sonneberg mit Ihren 22000 Einwohnern, wirkt das Gebäudeensemble am Bahnhofsplatz überraschend urban. Errichtet wurden die imponierenden bauten Anfang des 20. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit war die Spielzeugherstellung in Sonneberg auf Ihrem Höhepunkt. Fast die Hälfte des internationalen Spielwarenhandels lief über ansässige Firmen. Die beachtlichen Dimensionen des Ensembles zeugen noch bis heute vom Selbstbewusstsein einer wohlhabenden Stadtgemeinde. Ursprünglich bildete ein großes Woolworth-Kaufhaus den östlichen Abschluss des Platzes. Leider wurde es im Zweiten Weltkrieg zerstört.
zentral
öffentlicher Platz
sehr guter baulicher Zustand
Das älteste Gebäude am Platz ist der 1904-07 gebaute Bahnhof. Das Gebäude ist ein langgestreckter, stark gegliederter Baukörper mit Mansard- und Krüppelwalmdächern, beherrscht von einem Mittelbau mit korbbogig überfangenem Haupteingang und seitlichen Anbauten mit Erkertürmchen. Der Mauerwerksbau, bei dem reduzierte barocke Formen neben bürgerlichen Fachwerkstil stehen, leitete die für Sonneberg städtebaulich bedeutende Bebauung des Bahnhofplatzes ein.
Das AOK-Haus stellt einen beeindruckenden westlichen Abschluss des Bahnhofsplatzes dar. Seine heutige Form verdankt es Walter Buchholz, der den Entwurf für den Umbau des 1922 errichteten Büro- und Lagerhaus verantwortete. 1927 wurde der Umbau des Verwaltungs- und Versorgungsgebäudes der AOK abgeschlossen. Das fünfgeschossige Gebäude hat einen rechteckigen Grundriss, abgerundete Ecken und einen kleinen Turmaufbau. Die Verdachung über einzelnen Fenstern, dem Haupteingang und der Treppengiebel am Turm muten expressionistisch an. Zusätzliche Belebung erfährt die Fassade durch den bauplastischen Schmuck, ausgeführt von Edmund Meusel aus Coburg. Die Reliefs zeigen spielende Kinder und thematisieren das Heilen und Helfen.
Zentrales Gebäude des Ensembles ist das Neue Rathaus. Als repräsentatives Entrée zur Stadt von Stadtbaumeister Karl Dröner entworfen, wurde es 1928 eingeweiht. Der stattliche, vieretagige Bau gliedert sich in das Hauptgebäude, hinter dem sich ein 45 m hoher, in die Mittelachse angeordneter Turm erstreckt, und zwei abgewinkelten Seitenflügeln. Die Fassade beherrscht ein mächtiger Mittelrisalit, dessen fünf Fensterachsen ionische Halbsäulen in Kolossalordnung voneinander trennen, darüber ein hoher Segmentgiebel. Vorgelagert ist ein auf Doppelpfeilern stehender Altan mit Balusterbrüstung und weiteren Reliefs Edmund Meusels, die auch hier auf die Zweckbestimmung des Gebäudes verweisen.
Auch wenn es nicht direkt zum Ensemble am Bahnhofsplatz gehört, soll an dieser Stelle das Postamt in der benachbarten Gustav-König-Straße Erwähnung finden. Das viergeschossige Gebäude mit Mezzanin wurde 1931/32 im Stil der Neuen Sachlichkeit errichtet. Die flächige, helle Fassade wird durch das in Werkstein verkleidete Erdgeschoss aufgelockert. Die straßenseitig leicht vorgezogenen, abgerundeten Gebäude-Ecken erzeugen in Zusammenhang mit dem vorkragenden Flachdach und dem ebenfalls abgerundeten Eckpavillon ein dynamisches Gesamtbild.
Klassische Moderne
Expressionismus
Bauhaus/Neue Sachlichkeit
Jahrhundertwende
Jugendstil
Historismus
Neobarock
1904 bis Ende der 1920 Jahre
20. Jahrhundert,
21. Jahrhundert
Im Neuen Rathaus sind die mit grünen Fliesen verkleidete Eingangshalle und der Sitzungssaal in weiten Teilen im Original erhalten. Die wesentlichen Gestaltungsmerkmale des Saales sind vertäfelte Wände, die farbig gefasste Kassettendecke und buntverglaste Fenster. Auch die Bestuhlung ist noch aus der Zeit der Entstehung.
Die Gebäude haben Ihre Funktion seit Ihrer Entstehung behalten.