Torgau war nach der Leipziger Teilung 1485 häufiger Wohnsitz der Ernestiner und bis zur Wittenberger Kapitulation von 1547 kursächsische Landeshauptstadt. Kursachsen stand in dieser Zeit im Mittelpunkt der Weltöffentlichkeit, weil sich die Ernestiner reichsweit für die Reformation engagierten. Unter Kurfürst Johann Friedrich dem Großmütigen wurde ihre Residenz Schloss Hartenfels nach umfangreichen Baumaßnahmen zum "gebauten Manifest" der Reformation und blieb auch nach dem Übergang in den Besitz der Albertiner bis ins 17. Jahrhundert wichtige Residenz der sächsischen Kurfürsten. Die damalige politische, wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung von Torgau spiegelt sich noch heute im Stadtbild: Es gibt einen dichten Bestand von Wohnhäusern der Renaissance, der nicht zuletzt auf die Schloßneubauten zurückzuführen ist. Von stattlichen Bürgerhäusern bis hin zu den abseits der Hauptstraßen hinter den Stadtwällen gelegenen kleinen Häusern der "armen Leute" hat sich eine unterschiedlich geprägte Bausubstanz des 16. und 17. Jahrhunderts erhalten, wobei auch spätere Um- und Neubauten die überkommenen Proportionen wahren.
Beispielhaft werden die prachtvolle Kurfürstliche Kanzlei, das Georg-Spalatin-Haus als ein ehemaliges Priesterhaus und ein bescheidenes Handwerkerhaus vorgestellt. Darüber hinaus zeigen Straßenszenen die kleinteilige Bebauung, insbesondere T-Stücke mit Kopfsteinpflaster. Genehmigungen von Dreharbeiten auf öffentlichen Straßenland erteilt die Straßenverkehrsbehörde. Der Antrag auf verkehrsrechtliche Anordnung ist mindestens 14 Tage vor Drehbeginn zu stellen.
im Stadtzentrum von Torgau
Kurfürstliche Kanzlei: Wintergrüne 5
ehemaliges Priesterhaus: Katharinenstrasse 8
Handwerkerhaus am Beckerwall: Rosa-Luxemburg-Platz 4
Kurfürstliche Kanzlei:
Präsentation der Sammlungen des Stadt- und Kulturgeschichtlichen Museums;
ehemaliges Priesterhaus:
museale Nutzung; Ausstellung "Klang & Glaube" zum Zusammenspiel von Reformation und Musik mit Medienstationen und Kinderpfad; Dokumentation zum Wirken des Komponisten der Reformation und Begründer der evangelischen Kirchenmusik Johann Walter (1496-1570) und des Geheimsekretärs, Hofpredigers und Seelsorgers Georg Spalatin (1484-1545);
Handwerkerhaus am Beckerwall:
historisches Gebäude in musealer Nachnutzung
Kurfürstliche Kanzlei:
am ursprünglichen Zustand des 16. Jahrhunderts orientierte, umfassende Instandsetzung und Sanierung;
ehemaliges Priesterhaus:
nach aufwendiger Restaurierung 2017 eröffnet;
Handwerkerhaus am Beckerwall:
bis 1993 bewohnt; nach fast vollständigem Verfall 2006-2010 im weitestgehend ursprünglichen Zustand wiederhergestellt
Kurfürstliche Kanzlei:
Gebäudeensemble aus langgestrecktem Haus, Seitenflügel und dominierendem Hintergebäude (stattlicher zweigeschossiger Putzbau mit Eckquadern und hohen Zwerchhäusern), dort ehemals Sitz der Kanzlei;
ehemaliges Priesterhaus:
spätgotisches, giebelständiges Wohnhaus mit angrenzendem, umschlossenem Hof; das letzte von ursprünglich 15 Priesterhäusern, die sich im Bereich der sog. Schlossfreiheit zwischen Schloss und Markt befanden; früher vollständiger Fachwerkbau mit gleichmäßig gezimmerten Stockwerken, später durch Umbauten "versteinert";
Handwerkerhaus am Beckerwall:
Anfang des 17. Jahrhunderts entstandenes, kleines, schiefes Haus mit einem in Fachwerk ausgeführten Obergeschoss; kleiner Hofraum mit Stall
Gotik
Renaissance
Kurfürstliche Kanzlei:
16. Jahrhundert; Grundfeste teilweise vor 1500
ehemaliges Priesterhaus:
Ende des 15. Jahrunderts (Kubatur und wesentliche bauliche Strukturen um 1493/94)
Handwerkerhaus am Beckerwall:
Anfang des 17. Jahrhunderts
15. Jahrhundert,
16. Jahrhundert,
17. Jahrhundert,
21. Jahrhundert
Kurfürstliche Kanzlei:
museale Nutzung;
ehemaliges Priesterhaus:
komplexes Ausstellungsdesign; im Obergeschoss eingerichtete Priesterstube;
Handwerkerhaus am Beckerwall:
Ausstattung dem Wohnalltag eines Handwerkers im 16. Jahrhundert nachempfunden; keine Absperrungen, keine Vitrinen, abnehmbare Schautafeln, versetzbare Aufsteller
Kurfürstliche Kanzlei:
ursprünglich Gelände und Gebäude des Wirtschaftshofs des Klosters Nimbschen; seit 1523 kurfürstliches Beratungs- und Verwaltungszentrum; im 18. Jahrhundert Manufaktur zur Herstellung von Tuch für Uniformen der sächsischen Armee;
ehemaliges Priesterhaus:
Zeugnis priesterlicher, bescheidener Wohnkultur, aber auch Ort des frühen Reformationsgeschehens der Stadt; Treffpunkt der Wittenberger Reformatoren; eines der ältesten erhaltenen Wohngebäude Torgaus;
Handwerkerhaus am Beckerwall:
aufgrund üblicher sparsamer Bauausführung bei Verwendung vergänglicher Materialien selten erhaltener Haustyp; Beispiel für die Wohnkultur armer Torgauer Bürger