mdm - Mitteldeutsche Medienförderung

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Leipzig, 11. März 2021

Neue Werke von Stuber, Maccarone, Wnendt, Komandarev und Mundruczo – die MDM fördert Film- und Medienprojekte mit über 4,7 Millionen Euro

Der Vergabeausschuss der Mitteldeutschen Medienförderung GmbH (MDM) hat in seiner ersten Sitzung 2021 am 10. März Fördermittel in Höhe von 4.714.300 Euro für insgesamt 31 Projekte vergeben.

Mit 650.000 Euro wird der neue Film von Regisseur Thomas Stuber unterstützt: Das Drehbuch des episodischen Dramas „Die stillen Trabanten” (Sommerhaus Filmproduktion) hat er nach den vielfach prämierten Arthouse-Erfolgen „Herbert” und „In den Gängen” erneut mit Schriftsteller Clemens Meyer verfasst. Ein Wachmann, der seine Runden um ein Ausländerwohnheim dreht, eine vor dem Krieg geflohene Ukrainerin und ein Imbissbuden-Besitzer, der sich in eine islamische Konvertitin verliebt, sind nur drei Figuren, anhand derer Stuber auf zarte und melancholische Weise die Befindlichkeiten von in Ostdeutschland lebenden Menschen am Rande der Gesellschaft erkundet.

Unter der Regie von Sherry Hormann entsteht die aufwendige High-End-Serie „Torstraße 1”. In der politisch instabilen und wirtschaftlich prekären Situation der späten 1920er Jahre will sich die junge, aus der Provinz stammende Vicky in Berlin ein freies, selbstbestimmtes Leben aufbauen. In der Millionenstadt, wo Glamour und Elend hart aufeinanderprallen, findet sie Arbeit als Kaufhausangestellte und verliebt sich in den Musiker Harry. Der entpuppt sich als Sohn von Arthur Grünberg, einem gefeierten Kriegshelden und Besitzer des Kaufhauses. X Filme Creative Pool erhält für die Serie 500.000 Euro Produktionsförderung.

Angelina Maccarone realisiert mit „Klandestin” ein komplexes Drama mit hochkarätiger internationaler Besetzung, das 2017 die Goldene Lola für das beste unverfilmte Drehbuch gewann. Schauplatz ist die EU-Hauptstadt Brüssel, wo vier Menschen unterschiedlichster Herkunft – darunter die konservative deutsche Parlamentsabgeordnete Mathilda und der 17-jährige marokkanische Flüchtling Malik – aufeinandertreffen und sich ihre Schicksale ineinander verstricken. Die erste Produktion der in Erfurt neu gegründeten Cala Film Central wird mit 480.000 Euro unterstützt.

Eine ostdeutsche Frau Ende Fünfzig steht im Zentrum der Tragikomödie „Die Abenteuer der Lausitzerin Wilma” von Maren-Kea Freese. Nachdem sie ihren Job in einem Elektrohandel verloren und ihren Mann Alex beim Seitensprung ertappt hat, bricht Wilma kurzerhand nach Wien auf, wo ihre Jugendflamme Martin als Filialleiter eines Baumarkts arbeitet. Dort erwarten sie zunächst weitere Enttäuschungen, bevor ihr zwischen Wiener Schmäh und Walzer-Schnellkursen für Chinesen ein Neuanfang voller positiver Energie gelingt (Ma.ja.de. Fiction, 400.000 Euro).

Der renommierte ungarische Arthouse-Regisseur und Theatermacher Kornel Mundruczo („Jupiter's Moon”) analysiert in seinem neuen Werk „Evolution” anhand einer Familiengeschichte die Prägung von drei Generationen durch den Holocaust. Den Alltag der Budapester Auschwitz-Überlebenden Eva, ihrer in Berlin lebenden Tochter Lena, die sich vom eigenen Judentum distanzieren will, sowie von Lenas Teenager-Sohn Jonas, der wegen seiner jüdischen Herkunft angefeindet wird, verknüpft Mundruczo zu einem Triptychon über Trauma und Antisemitismus. (Match Factory Productions GmbH, 250.000 Euro).

Der libanesische Filmemacher Cyril Aris verwebt in seinem Spielfilmdebüt „It's a Sad and Beautiful World” vier Jahrzehnte Geschichte seines Heimatlandes mit einer poetisch-magischen Liebesgeschichte. Nino und Soraya werden 1982 an einem Tag geboren, an dem zwei neue Sterne am Himmel entdeckt werden. Als Erwachsene werden beide ein Paar, doch ihre völlig unterschiedlichen Ansichten und die harte Lebensrealität im Libanon stellen ihre Liebe auf immer wieder auf die Probe (Reynard Films, 250.000 Euro).

In seinem Drama „Rot” erzählt Camiel Schouwenaar vom zwölfjährigen Rotterdamer Straßenkicker Dylan, der so gut werden möchte wie sein großes Fußballidol. Als er von einem Auto angefahren wird und querschnittsgelähmt im Rollstuhl landet, findet sein großer Traum ein jähes Ende. Doch mit der Unterstützung seiner Freunde kämpft sich Dylan aus seiner Verzweiflung heraus (ostlicht filmproduktion, 250.000 Euro).

Im Coming-of-Age-Film „Sonne und Beton” heftet sich Regisseur David Wnendt an die Fersen des 14-jährigen Lukas und seiner Freunde, deren Leben im sozialen Brennpunkt der Neuköllner Gropiusstadt von Langeweile, Gewalt und Drogen geprägt wird. Die mit 230.000 Euro geförderte, von Seven Elephants produzierte Filmadaption des Romans von Felix Lobrecht bietet einen schonungslosen Blick in die Welt der Jugendlichen hinter der betonierten Fassade eines Berliner Problemkiezes.

Nicht mehr funktionierende familiäre Auffangnetze, Altersarmut und Vereinsamung im Alter sind universale Themen, die Filmemacher Stephan Komandarev („Directions”, „Rounds”) in seinem Film „Hello”, dem dritten Teil seiner Trilogie zum Zustand Bulgariens, behandelt. In dem bitteren Drama verliert die rüstige pensionierte Lehrerin Blaga durch einen dreisten Telefonbetrüger all ihr Erspartes. Um ihrem gerade verstorbenen Ehemann dennoch ein würdiges Begräbnis zu ermöglichen, greift sie selbst zu unmoralischen Mitteln (42film, 190.000 Euro).

Basierend auf der Buchreihe „Der kleine Major Tom” koproduziert die Plauener Master Solution eine 25-minütige Fulldome-Produktion für Kinder. In dem von der MDM mit 150.000 Euro geförderten Animationsfilm, der unter der Regie von Peter Michael Popp entsteht, werden die Freunde Tom und Stella zusammen mit ihrer Roboterkatze Plutinchen auf eine Mondmission geschickt, um mittels eines Wettersatelliten die Erdenbewohner vor einem drohenden Hurrikan zu warnen.

Mit „The Very Hairy Alphabet” der Regisseurin Eliza Płocieniak-Alvarez fördert die MDM eine Animationsserie für Kinder mit 150.000 Euro. Die als Ausgangspunkt für ein transmediales Konzept zum unterhaltsamen Erlernen des Alphabets geplante 26-teilige Serie begleitet in je siebenminütigen Episoden das wissbegierige Zottelmonster Nitso, das sich mit Hilfe der leicht verrückten Madame Tebahpla auf die Suche nach den verlorenen Buchstaben des magischen ABC-Buchs macht.

Nach seinem MDM-geförderten Debütfilm „Volcano” setzt sich der ukrainische Regisseur Roman Bondarchuk in seinem vielschichtigen, zwischen absurden Alltagsminiaturen und magischem Realismus pendelnden Sozialdrama „The Editorial Office” mit der medialen Manipulation in seinem Heimatland auseinander. Der junge Museumsmitarbeiter Yura fängt an, für eine lokale Zeitung zu schreiben, und sieht sich bald mit korrupten Politikern und unmoralischen Redakteuren konfrontiert. Als er erste Artikel unabhängig veröffentlicht, gerät Yura in eine gefährliche Scheinwelt, in der Realität und Traum zu verschwimmen scheinen (Elemag Pictures, 120.000 Euro).

Dokumentarfilmerin Anne-Kathrin Peitz setzt sich in ihrer neuen Musikdokumentation „Klangweber” mit dem Erfolgsphänomen der Neoklassik auseinander. In der von der MDM mit 75.000 Euro geförderten EuroArts Music International-Produktion stellt sie mit Ludovico Einaudi, Max Richter, Joep Beving und Hauschka die vier bekanntesten Vertreter des boomenden Genres vor und untersucht, was hinter den Klangwelten steckt, die so viele Menschen begeistern. 

Im Dokumentarfilm „Glaubt nie, was ich singe – der Liedermacher Wenzel” widmet sich Regisseur Lew Hohmann dem Leben und Werk des ostdeutschen Musikers Hans-Eckardt Wenzel. Anhand von Interviews, Konzertmitschnitten und Bildmaterial entfaltet sich eine bewegte Künstlerbiographie vor dem Hintergrund des geteilten und vereinten Deutschlands (clip film- u. fernsehproduktion, 55.000 Euro).

Projektentwicklungsförderung geht an die Serie „Catapult” (Rohfilm Factory, 100.000 Euro), die beiden Dokumentarfilme „Queens of Poland” (Neue Celluloid Fabrik, 23.000 Euro) und „Nachts träume ich vom Ordnen” (Neue Celluloid Fabrik, 19.800 Euro) sowie im Rahmen einer Paketförderung (150.000 Euro) an die in Leipzig ansässige In Good Company. Im Bereich der Multimedia-Projektentwicklung unterstützt die MDM das Multiplayer-VR-Game „Space Adventure” (expanding focus, 50.000 Euro).

Im Stadium der Stoffentwicklung unterstützt die MDM die Literaturverfilmung „Frühlingserwachen” (Leitwolf TV- und Filmproduktion, 30.000 Euro), die Dramen „Helden von Windberg” (Mafilm, 30.000 Euro) und „Geschlossene Gesellschaft” (Carlos Morelli, 25.000 Euro), die Animationsserien „Der Funke” (Traumhaus Studios, 30.000 Euro) und „Wormworld” (NFP media rights, 28.500 Euro) sowie den Dokumentarfilm „Fassaden” (Hug Films, 18.000 Euro).

Im Verleih werden die Tragikomödie „Heavens Above – Der Schein trügt” (Regie: Srdjan Dragojevic, Neue Visionen Filmverleih, 50.000 Euro), das Biopic „Aline – The Voice of Love” (Regie: Valérie Lemercier, Weltkino Filmverleih, 50.000 Euro), der Kinderfilm „Träume sind wie wilde Tiger” (Regie: Lars Montag, Wild Bunch Germany, 40.000 Euro) sowie der Fulldome-Animationsfilm „Shorty und das Geheimnis des Zauberriffs” (Regie: Peter Michael Popp, Alpenrepublik, 40.000 Euro) unterstützt.

Weiterhin gewährt die MDM Fördermittel für die Weiterbildungsprogramme TP2 Talentpool (150.000 Euro) und die Akademie für Kindermedien (130.000 Euro).

Weitere Informationen zu den geförderten Projekten sind hier (PM) und hier (Übersicht Förderentscheidungen) zu finden.