mdm - Mitteldeutsche Medienförderung

Drei Mädchen vom Grill - „ENTE GUT! Mädchen allein zu Haus”

Im April 2015 kam „Winnetous Sohn, das erste realisierte Projekt der Initiative „Der besondere Kinderfilm, in die deutschen Kinos. Auch Film Nummer zwei entstand kürzlich an Schauplätzen in Mitteldeutschland: Bis Anfang September inszenierte Regisseur Norbert Lechner in Halle (Saale) und Leipzig die Geschichte einer ungewöhnlichen Mädchenfreundschaft: „Ente gut!

Standen bei „Winnetous Sohn” zwei indianerbegeisterte Jungs im Zentrum, so kommt diesmal das andere Geschlecht zu seinem Recht. Alles beginnt, als die Mutter von Linh (Lynn Dortschack) nach Vietnam reisen muss, um sich dort um die kranke Oma zu kümmern. Plötzlich ist die 11-Jährige mit ihrer kleinen Schwester Tien (Linda Phuong Anh Dang) auf sich allein gestellt. Obwohl beide versuchen, diese unerlaubte Tatsache zu verbergen, kommt ihnen eine „Spionin” aus der Nachbarschaft auf die Schliche: Die einsame Pauline (Lisa Bahati Wihstutz) beobachtet regelmäßig mit dem Fernrohr die Hochhäuser gegenüber, weil sie keine Freunde hat. Sie droht, die beiden Mädchen zu verraten. Doch aus der anfänglichen Erpressung wird schnell eine dicke Freundschaft, die immer wieder auf die Probe gestellt wird. Denn auch andere Personen, darunter eine resolute Dame vom Jugendamt (Lena Stolze), drohen hinter das Geheimnis zu kommen.

Erdacht wurde die Story von dem Autorinnen-Duo Katrin Milhahn und Antonia Rothe, die damit für den Deutschen Drehbuchpreis 2015 nominiert waren. „Ich kenne beide schon seit fast zehn Jahren – unter anderem wegen dem Film ‚Mondscheinkinder‘, zu dem Katrin das Drehbuch verfasst hatte. Als die Ausschreibung für die Initiative erfolgte, habe ich sie gefragt, ob sie nicht etwas Passendes in der Schublade hätten. Daraufhin haben sie mir die Idee zu ‚Ente gut!‘ präsentiert”, sagt Regisseur Norbert Lechner („Tony Goldwascher”), ein Spezialist für Kinderstoffe, der mit seiner Münchner Firma Kevin Lee Film gleichzeitig Produzent ist.

Als Koproduzenten sind mit dem federführenden MDR, dem Ki.KA und dem BR gleich drei TV-Sender beteiligt. Fördergelder gewährten die MDM, der FFF Bayern sowie auf Bundesebene BKM, FFA und DFFF. „Von den sechs Treatments, die 2013 bei der allerersten Auswahlrunde der Initiative ‚Der besondere Kinderfilm‘ berücksichtigt wurden, darunter auch ‚Winnetous Sohn‘, gefiel uns ‚Ente gut!‘ am besten. Als es schließlich als eines von zwei Projekten für die Realisierung ausgewählt wurde, hat uns das in unserer Meinung noch bestärkt. Es ist eine spannende Freundschaftsgeschichte, mit drei tollen Mädels, die den Film tragen”, findet MDR-Redakteurin Dr. Astrid Plenk. Die Initiative ist in ihren Augen „der richtige Schritt, um Regisseuren und Autoren Mut zu machen, originäre Stoffe für Kinder anzugehen. Der Markt kann dadurch noch bunter und vielfältiger gestaltet werden.”

Für Norbert Lechner bringt die Initiative auch in seiner Funktion als Produzent Vorteile mit sich: „Oft gleicht das Zustandekommen eines Films einer Zitterpartie. Man legt lange Wege von einem Förderer zum nächsten zurück, ohne zu wissen, ob man letztlich Geld von ihnen bekommt. Zudem stellt sich immer die Frage, ob man einen Fernsehsender überzeugen kann oder nicht. Das war hier alles nicht der Fall. Als wir vor anderthalb Jahren den Zuschlag für ‚Ente gut!‘ bekamen, wussten wir sicher: Wir können den Film drehen“, freut er sich. „Also haben wir die Folgezeit ganz intensiv für die Vorbereitung der Dreharbeiten genutzt, beispielsweise für das Finden der Kinderdarsteller und ausführliche Proben.”

Fast 500 Kinder wurden bei Castings in Halle (Saale), Leipzig, Dresden und Berlin getestet. Am Ende setzten sich Lynn Dortschack (Linh), Linda Phuong Anh Dang (Tien) und Lisa Bahati Wihstutz (Pauline) durch. Während Wihstutz zuvor immerhin eine kleine Nebenrolle in dem TV-Film „Krauses Geheimnis” gespielt hatte, verfügten die beiden vietnamesischen Mädchen, die perfekt Deutsch sprechen, über keinerlei Set-Erfahrung. „Alle drei harmonieren unglaublich gut miteinander. Sie sind ein echter Glücksgriff für uns”, findet Lechner. Die Mutter der Schwestern wird von Chieu Xuan Nguyen Thi verkörpert, die er bei einem zusätzlichen Casting in Vietnam entdeckte.

Die 50-tägigen Dreharbeiten fanden von Ende Juni bis Anfang September hauptsächlich in Halle (Saale) sowie in Leipzig statt. In Halle-Neustadt spürten Lechner und sein Team nicht nur die passenden Hochhaus-Motive auf, sondern auch die optimale Location für den Imbiss, den die Mutter von Linh und Tien betreibt. „Dabei handelte es sich um ein echten Imbiss, den wir für den Dreh umgestalten durften. Im Film gibt es dort unter anderem Ente süß-sauer, worauf sich der Titel ‚Ente gut!‘ bezieht”, erklärt Lechner. Diverse Schulszenen entstanden im Thomas-Müntzer-Gymnasium der Stadt. Im Sommer 2016 soll das fertige Werk auf die große Leinwand kommen, das für den Regisseur „bei allem Humor auch ernste Momente besitzt”. Die Auswertung übernimmt wie schon bei „Winnetous Sohn” der Verleih Weltkino.

Text: Alexander Kolbe/ Foto: Kevin Lee Film (c) Meike Birck

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