28. Filmfest Dresden - Ein Magnet für Kurzfilm-Fans

Vom 12. bis 17. April 2016 konkurrieren beim Filmfest Dresden zum mittlerweile 28. Mal die besten Kurzfilme aus aller Welt um die begehrten Goldenen Reiter. Neben dem hochkarätigen Filmprogramm ziehen auch die zahlreichen Fachangebote immer mehr Besucher an.
Die Bedeutung des 1989 ins Leben gerufenen Festivals spiegelt bereits die Anzahl der Filmeinreichungen wider. Mehr als 2.100 Titel waren es in diesem Jahr. Sie stammen aus 97 Ländern, was einen neuen Rekord bedeutet. „Darunter waren auch Werke aus Burma, Syrien oder dem Libanon”, berichtet Katrin Küchler, Teil der Festivalleitung und zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. Für alle Einreichungen galt: Sie durften nicht älter als zwei Jahre und nicht länger als 30 Minuten sein. Mindestens 70 von ihnen werden es nach ausführlicher Sichtung in die nationalen und internationalen Wettbewerbe schaffen, wo Preisgelder von rund 65.000 Euro vergeben werden – allen voran die Goldenen Reiter für die besten Animations- und Spielfilme. Damit gehört die Veranstaltung nicht nur zu den renommiertesten, sondern auch zu den höchstdotierten Kurzfilmfestivals in Europa.
Außer den Wettbewerbsbeiträgen werden wie üblich Sonderprogramme und Retrospektiven in den beteiligten Spielorten Schauburg, Programmkino Ost, Thalia Cinema Coffee and Cigarettes, Programmkino Ost, Kleines Haus des Staatsschauspiels und Societaetstheater zu sehen sein. Auf dem Neumarkt vor der Frauenkirche ist darüber hinaus erneut ein Kurzfilm Open Air geplant, nachdem es bei seinem Debüt 2015 zusätzlich zu den regulären knapp 16.000 Besuchern weitere 8.500 Zuschauer anlockte. „Durch diese Erweiterung an einem so zentralen Platz ist das Festival noch sichtbarer geworden. Zudem haben wir komplett neue Publikumsschichten erreicht. Auch für die Stadt Dresden war es ein echter Zugewinn”, so Küchler.
Ein Programmschwerpunkt bei der 28. Auflage ist das Thema Fotoanimation. Diese vereint die Statik der Fotografie mit der Bewegtheit des Mediums Film. Für die Zusammenstellung der gezeigten Arbeiten zeichnen die Kuratoren Gusztáv Hamos, Katja Pratschke und Thomas Tode verantwortlich, die sich seit über einem Jahrzehnt mit Fotoanimation beschäftigen. Ein anderes Highlight ist das Sonderprogramm „Das Filmerbe des bulgarischen Geheimdienstes und des MfS”. Es nimmt Verhör-, Observations- und Schulungsfilme des DS (Darzhavna sigurnost) unter die Lupe, dessen Archiv erst kürzlich für die Forschung geöffnet wurde. Ihnen werden ausgewählte Filmbeispiele des Ministeriums für Staatssicherheit gegenübergestellt. Der Auftakt des Programms wird in der Stasi-Gedenkstätte in der Bautzner Straße stattfinden. „Im ehemaligen Festsaal dort ist eine Projektionsanlage eingebaut. Zudem ist der Ort architektonisch und thematisch ein passender Schauplatz”, findet Küchler.
Ergänzt wird das Filmangebot um die Sektion „etc. - events. trainings. connections”, die Fachbesuchern durch Podiumsdiskussionen, Vorträge, Workshops, Ausstellungen oder Empfänge viele Möglichkeiten zur Weiterbildung und Vernetzung bietet. Seit sie 2012 eingeführt wurde, verzeichnet sie ein stetig steigendes Interesse. „Inzwischen nehmen über 500 akkreditierte Besucher aus dem In- und Ausland diese Angebote wahr”, sagt Katrin Küchler. So wird es beispielsweise zum Schwerpunkt Fotoanimation ein Symposium mit mehreren Referaten sowie einen mehrtägigen Workshop geben. Geleitet wird er von der japanischen Filmemacherin und Animationskünstlerin Maki Satake. Großer Resonanz erfreut sich jedes Jahr die Schnell-Kontaktbörse Big Names, Small Talks. Ähnlich einem Speed-Dating werden bei ihr nach vorheriger Anmeldung für akkreditierte Gäste mehrere kurze Zusammentreffen mit Verleihern, Produzenten oder Mitarbeitern von Fördereinrichtungen organisiert.
Gelegenheiten, das berufliche Netzwerk zu erweitern, bietet auch ein Branchentreff, zu dem das Filmfest gemeinsam mit anderen ortsansässigen Institutionen wie dem Filmverband Sachsen und der AG Kurzfilm einlädt. Eröffnet wurde er 2015 mit einem Grußwort von MDR-Intendantin Prof. Karola Wille, die auch diesmal ihr Kommen angekündigt hat. Im Anschluss folgt die Mitteldeutsche Filmnacht, wo neue Produktionen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen in Anwesenheit der Filmemacher vorgestellt werden. Zum zweiten Mal wird das Forum „Visegrád in Short(s)” veranstaltet. Es richtet den Blick auf die Kurzfilmlandschaft in Tschechien, Slowakei, Ungarn und Polen. „Für das Forum gibt es im Vorfeld eine Ausschreibung, über die wir Regisseure, Produzenten und Drehbuchautoren, etwa zehn bis zwölf aus jedem Land, ansprechen und nach Dresden einladen, damit sie auf dem Festival ihre aktuellen Arbeiten vorstellen, an Weiterbildungen teilnehmen und sich vernetzen”, erzählt Küchler. „Trotz seiner reichen Tradition hat es der osteuropäische Film seit dem Ende des Ostblocks schwer, Aufmerksamkeit im Ausland zu erlangen. Dabei können gerade Kurzfilme für Kreative ein Sprungbrett sein. Das Forum bietet Fachbesuchern und Publikum die Chance, mit dem Kino dieser Region in Berührung zu kommen.”
Autor: Alexander Kolbe, erschienen im MDM Infomagazin Trailer 1-2016.
Foto: Filmfest Dresden 2015/Filminitiative Dresden