mdm - Mitteldeutsche Medienförderung

Spielplatz der Emotionen – „The Burglar”

 

Mit dem teilweise in den Weimarer Nivre Studios entstandenen „The Burglar” legt die israelische Regisseurin Hagar Ben-Asher ihren zweiten Langfilm vor. Majoritärer Produzent des Dramas mit 
Ronald Zehrfeld („Barbara”) als männlichem Hauptdarsteller ist die deutsche Firma Rohfilm.

Das in Leipzig und Berlin ansässige Unternehmen war als Koproduzent schon an Ben-Ashers Erstling „Die Zügellose” (The Slut) beteiligt gewesen, der 2011 in der Semaine de la Critique beim Filmfestival Cannes uraufgeführt wurde. Überzeugt von ihrem Talent, fungierte Rohfilm diesmal als federführender Produzent und war so von Beginn an in die Entwicklung des Stoffes involviert. „Israel ist generell ein sehr spannendes Filmland. Es ist so groß wie das Bundesland Hessen, hat aber 17 Filmschulen. Es gibt dort viele gut ausgebildete Kreative, die noch dazu spannende Geschichten von einem Land zu erzählen haben, in dem das Leben nicht einfach ist”, sagt Benny Drechsel. 

„The Burglar” ist nach „Jaffa”, in dem Regisseurin Keren Yedaya 2009 von der verbotenen Liebe zwischen einer Jüdin und einem Araber erzählte, und „Die Zügellose” das dritte Rohfilm-Projekt mit israelischen Partnern. Wie bei ihrem Debüt hat Hagar Ben-Asher, die 2007 ihr Studium an der Minshar For Art School And Center in Tel Aviv mit Auszeichnung abschloss, auch das Drehbuch von „The Burglar” verfasst. Protagonistin ist die 18-jährige Alex (Lihi Kornovsky), die mit ihrer Mutter in Arad am Toten Meer lebt. Als medizinische Hilfskraft pflegt sie Menschen, die in die Stadt kommen, um ihre Hautkrankheiten mithilfe des heilsamen Meerschlamms zu kurieren. Obwohl ihre Mutter der einzige Mensch in Alex' Leben ist, verhält sie sich oft, als ob ihre Tochter nicht existieren würde. Eines Tages verschwindet sie, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Um Schmuck und Geld zu stehlen, aber auch, um der Realität zu entfliehen, wird Alex zur Einbrecherin, die in zahllose Häuser einsteigt. Auch als sie sich in den deutschen Geologen Michael (Ronald Zehrfeld) verliebt, dem gegenüber sie sich als Tierärztin ausgibt, hört sie damit nicht auf.

„Es ist ein Thriller, es ist eine Liebesgeschichte, ein Spielplatz der Emotionen. Es ist ein Film über Identität und Glauben, über ein totes Meer und ein zersplittertes Land”, sagt Ben-Asher über „The Burglar”. Im Vergleich zum kühl-distanzierten Drama „Die Zügellose”, in dem die Beziehung einer Frau (verkӧrpert von Ben-Asher selbst) an ihrer Sexsucht zerbricht, ist das Ergebnis in Drechsels Augen „etwas zugänglicher, aber nicht minder kontrovers. Schließlich geht es im Kern um ein Mädchen, das seine Mutter umbringen will, um sich aus ihrer Umklammerung zu befreien. Das schildert Hagar auf eine sehr feminine, aber andererseits auch sehr aggressive Art.”

Als Koproduzenten gewann Rohfilm Les Films du Poisson (Frankreich) und Cinema Group (Israel). Die Mitteldeutsche Medienförderung, das Medienboard Berlin-Brandenburg, Eurimages und der Israel Film Fund unterstützten das Projekt. Die 36-tägigen Dreharbeiten fanden 2015 an Originalschauplätzen in Arad und Tel Aviv sowie im thüringischen Weimar statt. In den dortigen Nivre Studios entstanden an sechs Tagen Passagen, die in einem Hotel spielen, und Szenen in einem Wildtiergehege, wo Alex nach dem Fortgang ihrer Mutter einen zweiten Job annimmt. Aus der Filmtierschule Harsch in Brandenburg holte man dafür einen echten Geparden namens Arab ans Set.

Text: Alexander Kolbe
Foto: Rohfilm

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