Der denkmalgeschützte historische Gefängniskomplex der ehemaligen JVA Hoheneck besteht aus Haupttrakt, Süd-, West- und Nordflügel. In Süd- und Westflügel befanden sich die Häftlingszellen auf über vier Etagen. Im Nordflügel waren Produktionsanlagen untergebracht. Zum Freigang diente der Innenhof. Der Kernbereich wird von einer 420 m langen, 4 m bis 7 m hohen Mauer umschlossen. Die Anlage beherrscht die Stadtgestalt von Stollberg und ist bereits von der Autobahn A72 aus sichtbar. Zur Zeit der DDR war Hoheneck das größte Frauengefängnis, berüchtigt für seine Haftbedingungen.
Die Gefängnisfestung ist durch ihre exponierte Lage von 444 m ü. NN auf einer Anhöhe am Stadtrand von Stollberg/Erzgebirge weithin sichtbar. Stollberg liegt an der A72 zwischen Zwickau und Chemnitz am Nordrand des Erzgebirges.
Im Nordflügel zog 2017 die aktive Lern- und Erlebniswelt „Phänomenia" ein.
Der Ostflügel wird als Verwaltungsgebäude genutzt.
Die Sanierungsarbeiten im Westflügel stehen kurz vor dem Abschluss.
Nach Ende der Sanierung soll dieser Gebäudeflügel die Dauerausstellung zur Gedenkstätte Frauenzuchthaus Hoheneck beherbergen.
Die sich im Westflügel befindende Kapelle ist seit 2023 Spielstätte des Kinder- und Jugendtheaters „Burattino" sowie Sitz des Theaterpädagogischen Zentrums im Kulturellen Bildungsbetrieb Erzgebirgskreis.
Im Südflügel finden noch bis Sommer 2024 umfangreiche Sanierungsarbeiten statt.
Nach Baufertigstellung soll hier die experimental-archäologische Ausstellung „Abora Science Center“ ins Dachgeschoss einziehen.
Der vieretagige Zellentrakt des Südflügels wird dann weiterhin für Führungen und Dreharbeiten zur Verfügung stehen.
(Stand: 08/2023)
Die Strafanstalt blieb weitgehend original erhalten. 1994 erfolgten letztmalig umfangreiche Sanierungsarbeiten zur Einrichtung einer Männerabteilung. 2012 erfolgte der Abriss von Nebengebäuden außerhalb der Gefängnismauern. In Süd- und Westflügel finden aktuell umfangreiche Sanierungsarbeiten statt.
Die seit dem 18. Jh. als Hoheneck bezeichnete Anlage erhielt ihre beherrschende Gestalt während des Ausbaus zur Strafanstalt seit 1882 und besonders 1866/67.
Im Südflügel befinden sich Strafvollzugszellen, die mit bis zu 30 Häftlingen belegt wurden, sowie Einzel-/Arrestzellen und Dunkelzellen für den verschärften Strafvollzug. Im KG gab es neben Dunkelzellen auch eine Wasserzelle. Beide sollen noch bis 1983 zur Häftlingsdisziplinierung genutzt worden sein.
Der Westflügel ist der älteste Teil der Haftanstalt. In den Großraumzellen dieses Flügels waren bis zu 48 Häftlinge untergebracht. Bemerkenswert ist die Kapelle im 3. OG mit Bruno-Kircheisen-Orgel (1862), die als Kinosaal und Aufenthaltsraum diente.
Der Nordflügel wurde 1862 als Arbeitslager mit Wasch- und Schlafgelegenheiten errichtet. Hier befanden sich auch später verschiedene Produktionsstätten, beispielsweise die Zentralnäherei für Haftkleidung für Gefängnisse der DDR.
Jahrhundertwende
19. Jahrhundert,
20. Jahrhundert,
21. Jahrhundert
Verlorene Innenausstattung wurde teilweise im Stil der 1970er und 1980er Jahre der DDR wiederbeschafft, u. a. Doppelstockbetten und 3-fach-Betten. Die ehemaligen Produktionsstätten wurden abgebaut, die Räumlichkeiten sind heute in einem besenreinen Zustand. Die Kapelle wurde zu einem Theatersaal umgebaut. Die Speisesäle blieben nicht erhalten.
Die Entwicklung Hohenecks verlief von einer Ritterburg zur Justizvollzugsanstalt. Kurfürst August I. erwarb die 1244 erstmalig erwähnte Staleburgk, Namensgeberin der Stadt Stollberg, im Jahr 1564 und machte sie zum Jagdschloss. Nach Verfall, Zerstörungen und Nutzungen als Amtssitz im 17. und 18. Jh. wurde das Schloss im 19. Jh. abgetragen und 1862 an gleicher Stelle die königlich-sächsische Weiberzuchtanstalt errichtet. Nach Umbaumaßnahmen ab 1886 blieb Hoheneck für Jahrzehnte Männergefängnis. Im Jahr 1950 kamen über 1.100 Frauen mit fast 30 Kleinkindern in die Haftanstalt, die 1951 offiziell zum Frauengefängnis erklärt wurde. In Hoheneck waren immer wieder politische Gefangene neben Kriminellen inhaftiert. In 1970er Jahren erreichte die Anstalt mit 1.600 ihre höchste Gefangenenzahl und damit ein Drittel Überbelegung. Der Anteil der politischen Gefangenen lag zu dieser Zeit bei etwa 40 Prozent. Hoheneck war Sammelort für weibliche Inhaftierte, die von der BRD freigekauft wurden. In den Produktionsstätten, auch außerhalb der Haftanstalt, wurden nicht nur Haftbekleidung für Gefängnisse der DDR, sondern auch Exportwaren hergestellt. Mehrmals in seiner Geschichte führten die Haftbedingungen im Gefängnis Hoheneck zu Hunger- und Arbeitsstreiks. Ende 1989 trat eine Amnestie in Kraft. In den 1990er Jahren sank die Häftlingszahl unter die Belegungsgrenze. 1994 kam eine Männerabteilung hinzu. 2001 schloss das Sächsische Innenministerium die JVA Hoheneck. Ab 2003 befand sich die Liegenschaft in Privateigentum. Im Jahr 2012 wurde institutionelle Förderung für eine die Gedenkstätte zur Frauenhaftanstalt Hoheneck zuerkannt. Sie soll an die menschenunwürdigen Haftbedingungen der zwischen 1950 und 1989 aus politischen Gründen inhaftierten Frauen erinnern. Im Juli 2013 kaufte die Stadt Stollberg die Anlage unter dem Vorbehalt der Fördermittelzusage. Der Eigentumswechsel erfolgte im Mai 2014. Seitdem gibt es ein erweitertes Nutzungskonzept.
zur aktuellen Nutzung siehe Abschnitt NUTZUNG des Eintrags