Hier in der östlichen Altmark befindet sich das wohl bedeutendste Bauwerk nordeutscher Backsteingotik - das spätgotische Rathaus zu Tangermünde. Bis heute frei auf dem Marktplatz stehend und von allen Seiten zu bewundern kann die Errichtung des Rathauses als Höhepunkt bürgerlichen Reichtums und städtischer Entwicklung angesehen werden. Als Erbauer dieses Repräsentationsbaus gilt, durch bauvergleichende Forschung festgestellt, der Stettiner Baumeister Hinrich Brunsberg. Vermutlich wurde das alte Rathaus abgerissen und ein neuer Bau im Stile der Spätgotik aufgebaut. So entstand um 1430 der Ostflügel des heutigen Rathauses. Die Stadt hatte um 1480 eine weitgehende politische Selbstständigkeit erreicht, so wurde eine Erweiterung des Rathauses notwendig. Man fügte zu dieser Zeit an den ersten Bau einen zweiten Teil mit einer Gerichtslaube an. Ursprünglich für die Verwaltung der Stadt erbaut, steht das Gebäude heute vorrangig für repräsentative Zwecke zur Verfügung.
das Produktionszentrum Tangermünde liegt nördlich von Magdeburg an der Mündung des Tanger in die Elbe
Veranstaltungen, Hochzeiten, Museum im Erdgeschoß
Sanierung 2004 abgeschlossen
Der Giebel der Marktseite, der sich 24 Meter hoch in die Luft erhebt, wurde prächtig ausgestattet. Seine Fläche unterteilte man durch vier schlanke Strebepfeiler, die bis über das Dach hinaus aufsteigen. Sie weisen Figurennischen auf, über denen sich aus Ton gebrannte Fialen befinden. Als Schmuck wurden weiterhin grün glasierte Maßwerkfriese angebracht, die schließlich in drei Rosetten enden, welche architektonisch von einzigartigem Reiz sind. Auch das Innere des Gebäudes ist bemerkenswert. Ein gewaltiger achteckiger Mittelpfeiler, der im Keller beginnt und durch alle Stockwerke hindurch aufsteigt, stützt das gesamte Gebäude. Das Erdgeschoss, in dem sich ein alter Kamin befindet, zeigt ein Dreistrahl-Gewölbe, das die Figur eines Sechssternes bildet. Der obere Saal ist reicher ausgestattet und der Mittelpfeiler ist hier stärker profiliert. Von ihm gehen 20 Gewölberippen aus, die die Form eines Zehnsternes bilden, der wiederum in vier kleine Sterne unterteilt ist. Auch dieses Deckengewölbe setzt sich aus Dreistrahl-Feldern zusammen. Um 1480 fügte man an den ersten Bau einen zweiten Teil mit einer Gerichtslaube an. Der Giebel diese Gebäudeteiles zeigt nach Süden. Er weist sechs Pfeiler auf, die durch sogenannte Taubandstäbe, deren Sockel von Fratzenkonsolen gebildet werden, verziert sind. Dazwischen befinden sich Putzblenden. Im Innern zu ebener Erde befindet sich ein kreuzgewölbter Raum, dessen Obergeschoss die Ratsstube mit zwei vierstrahligen Sterngewölben ist, von denen jedes fünf plastisch geformte Abschlusssteine besitzt. Die sechs Wandsäulen sind tauartig gedreht und ebenfalls mit Fratzen verziert. Neben den Fenstern sind vier mit alten Beschlägen versehene Wandschränke eingebaut. Die Fenster selbst sind mit Holzschnitzereien geschmückt, die bereits der frühen Renaissance-Zeit angehören.
Gotik
1430, 1480
15. Jahrhundert,
16. Jahrhundert,
17. Jahrhundert,
18. Jahrhundert,
19. Jahrhundert,
20. Jahrhundert,
21. Jahrhundert
In der obersten Etage befinden sich der Rathausfestsaal und das Trauzimmer, das Erdgeschoss und die Kellerräume werden als Museum genutzt. Pfeiler und Gewölbestreben des Rathaussaales sind der Backsteingotik entsprechend saniert, die Wände hell gestrichen, der Boden ist mit Steinfliesen befestigt. Die modernen Deckenleuchter und ein Flügel sind die einzige Ausstattung des Saales. Das Trauzimmer wurde in ähnlicher Weise restauriert, einige kleine Teilstücke von Malereien aus dem 19. Jh. wurden dabei sichtbar gemacht. Der Boden besteht aus Holzbohlen, das Interieur ist modern und kann ausgeräumt werden.
Die wirtschaftliche Blütezeit der Stadt im 15. Jahrhundert, in der prächtige Backsteinbauten wie das Rathaus und die Stadttore errichtet wurden war eine Zeit des Wohlstands für die Bewohner der ehemaligen Hansestadt. Vermutlich wurde das alte Rathaus abgerissen und ein neues im Stile der Spätgotik aufgebaut. So entstand um 1430 der Ostflügel des heutigen Rathauses. Im Laufe der weiteren städtischen Entwicklung wuchsen auch die Verwaltungsaufgaben des Rates. Ihm unterstanden alle Gebiete der Verwaltung einschließlich der Politik nach außen. Gleichzeitig stellte der Rat die oberste Polizeibehörde dar. 1478 ging auch noch das städtische Gericht, das bis dahin dem Kurfürsten unterstand, und die Strafgerichtsbarkeit in die Zuständigkeit des Rates. Die Stadt hatte somit eine weitgehende politische Selbständigkeit erreicht. Eine Erweiterung des Rathauses wurde notwendig. Um 1480 fügte man an den ersten Bau einen zweiten Teil mit einer Gerichtslaube an.